Wie nehmen wir Emojis wahr? Egal ob im Privaten oder im Beruf: Wir kommunizieren immer öfter durch Chat-Nachrichten. Viele ergänzen den Text dabei mit fröhlichen, traurigen oder wütenden Emojis. Aber warum ist das eigentlich so? Wie nehmen wir Emojis wahr? Welches Emoji ist am beliebtesten? Wie eindeutig ist es, was die einzelnen Motive bedeuten? Und was hat Einfluss darauf, ob wir Emojis hinzufügen oder es bei reinem Text belassen? Emojis etablieren sich im Alltag Es ist Viertel nach drei. Eigentlich war ich um drei Uhr mit einer Freundin verabredet, aber sie ist immer noch nicht da. Im Prinzip macht mir das Warten nicht viel aus, denn ich kann die Zeit gut überbrücken.
Trotzdem würde ich gerne wissen, wo sie bleibt. Also nehme ich mein Smartphone zur Hand und tippe: „Wo steckst du? Bist du bald da?“ Für meinen Geschmack klingt die Nachricht so aber eine Spur zu ungeduldig. Deshalb füge ich noch einen lächelnden Smiley hinzu. Aber wirkt meine Nachricht dadurch jetzt wirklich freundlicher oder schwingt nicht doch eher ein leichtes Genervt-Sein mit? Fast alle von uns nutzen Emojis, um die Bedeutung einer Textnachricht zu verdeutlichen oder ihr eine freundliche Note zu geben. Manchmal setzen wir die kleinen, bunten Bildchen auch ein, um uns das Schreiben der entsprechenden Wörter zu sparen. Gerade in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten texten wir immer mehr, und das sowohl privat mit Messengerdiensten und in den sozialen Medien als auch beruflich per E-Mail. So spielen auch Emojis eine zunehmend größere Rolle in unserem Alltag. Fast ein Viertel aller Nachrichten enthält Emojis Vor allem Jugendliche chatten gerne und viel. Für viele von ihnen beginnt und endet ein Tag mit einem Blick aufs Smartphone und damit auch auf die verschiedenen Messengerdienste. Um herauszufinden, wie relevant Emojis im Lebensalltag der Jugendlichen tatsächlich sind, haben Sprachwissenschaftler der Martin-Luther-Universität in Halle-Wittenberg fast 20.000 WhatsApp-Nachrichten analysiert. Zusätzlich dazu befragte das Forschungsteam rund 200 Schüler zu deren Nutzungsverhalten. Im Mittelpunkt stand die Frage, wann und warum die Jugendlichen auf welche sprachlichen Mittel zurückgreifen. Es stellte sich heraus, dass Emojis in der digitalen Kommunikation eine zentrale Rolle für die Jugendlichen spielen. So beinhaltete fast ein Viertel aller Textnachrichten Smileys, Herzen und andere Bildchen. Die Wissenschaftler erklären das damit, dass die bunten Symbole dem Empfänger dabei helfen sollen, die Nachricht richtig zu verstehen. Die vielen verschiedenen Zeichen ersetzen die klassischen Satzzeichen und schaffen so die Basis für eine erfolgreiche digitale Kommunikation. Der Grund dafür ist durchaus logisch: Anders als in einem persönlichen Gespräch oder am Telefon fallen bei einer Textnachricht Interpretationshilfen wie Zwischentöne, die Mimik oder die Körpersprache weg. Online-Unterhaltungen können dadurch sehr komplex werden. Durch Emojis bieten sich viel mehr Möglichkeiten, um die Bedeutung zu vermitteln oder eine Aussage abzustufen. Andererseits macht es die Vielfalt an Bildchen nicht immer leichter, den richtigen Ton zu treffen. Das könnte ein Grund dafür sein, warum die Jugendlichen unterschiedlich chatten und dabei danach unterscheiden, wie eng die Beziehung zum Empfänger ist. So ergab die Befragung, dass gute und enge Freunde zum Teil Emojis komplett weglassen. Denn hier werden die Bildchen nicht unbedingt gebraucht, um sich richtig zu verstehen. In Nachrichten für weniger enge Freunde und Bekannte hingegen setzen die Jugendlichen Emojis ein, damit die Bedeutung einer Nachricht klarer wird. Bekannte Emojis nehmen wir positiver wahr Wie oft verwenden wir eigentlich bestimmte Emojis? Und wie eindeutig verstehen wir die verschiedenen Bildchen? Diesen Fragen ging eine Studie der Universität Bochum nach. Dafür wertete das Team über 280 Millionen deutschsprachige X- und WhatsApp-Nachrichten aus. Die Chats über WhatsApp lieferten Informationen über den Einsatz von Emojis in privaten Nachrichten. Von den fast 110 existierenden Emojis wird das lachende Gesicht mit Freundentränen am häufigsten verschickt. Auf dem zweiten Platz landete das Gesicht, das sich vor Lachen auf dem Boden wälzt. Den dritten Platz sicherte sich das zwinkernde Smiley. Die Schlusslichter in der Liste und damit die unbeliebtesten Emojis waren das entsetzte Gesicht, das Gesicht in Wolken und das Gesicht mit gepunkteter Linie. Die beiden letztgenannten gibt es erst seit 2021. Was wir mit den verschiedenen Emojis verbinden, ist individuell verschieden. Eigentlich ist die Bedeutung der Emojis zwar festgelegt. Aber die beabsichtigte Aussage weicht zum Teil deutlich von unserer Wahrnehmung ab. Mitunter werden die Emojis im eigenen Umfeld ganz anders verwendet, als sie ursprünglich gedacht waren. Oft interpretiert eine Person ein Emoji aber auch auf ihre persönliche Art. Deshalb ist nicht immer klar, ob zum Beispiel der schief lächelnde Smiley frech grinst oder genervt den Mund verzieht. Eine Online-Umfrage ergab, dass die Bedeutung eines Emojis meistens umso klar ist, je bekannter er ist. Allerdings untersuchten die Forscher nicht weiter, ob das daran liegt, dass oft genutzte Emojis mit der Zeit verständlicher werden, oder daran, dass weniger eindeutige Emojis von vorneherein seltener zum Einsatz kommen. Die Befragung zeigte aber, dass bekannte Emojis insgesamt positiver wahrgenommen werden. Das dürfte daran liegen, dass die Bildchen die Bedeutung einer Nachricht ja verdeutlichen und nicht noch mehr Fragen aufwerfen sollen.
Erstaunlich war, dass die Befragten negativen Emojis wie dem zerknirschten Gesicht eine emotional intensivere Wirkung zuschrieben als positiven Emojis. Die sogenannten Heulis berühren uns also mehr. Die Forscher vermuten, dass das daran liegt, dass sich positive Emojis, die sehr oft verwendet werden, mit der Zeit emotional abnutzen. Mehr Ratgeber, Tipps und Anleitungen: |